Am 29.10 hieß es für uns: Abschied von Auckland zu nehmen
und nach Raglan zu reisen. Irgendwie ist das schon komisch, wenn man weiß, dass
sich alles, was man für’s Leben benötigt im Rucksack befindet. Für mich hatte die Woche in Raglan, DEM
Surfspot in Neuseeland schlechthin, mal
wieder gezeigt, dass man innerhalb solch kurzer Zeit so viel erleben kann! Die
nette Busfahrerin brachte uns zur Straße, wo unsere Gastfamilie ihr Haus hatte
(sie hieß Maungatawhiri Road, ein Wunder das sie uns verstanden hatte :D ).
Knapp einen Kilometer ging es dann bergauf mitsamt ca. 30 kg Gepäck bei
strahlendem Sonnenschein und unfassbar schönem Ausblick auf zahllose
grünbewachsene Berge. Total verschwitzt kamen wir dann endlich an. Das Haus war
relativ groß, trotzdessen es nur eine Etage hatte es dafür aber sehr lang
gezogen war - ein Gang verband alle Zimmer im Haus.
Sofort wurden wir von unserer Gastmutter Amanda und ihrer
Tochter Ella herzlich empfangen (trotz unserer scheißnassen Gesichter). Und es
brauchte nicht lange um uns hier wohlzufühlen. Ein Blick aus den Fenstern des
Hauses genügte.
Im Gegensatz zur ersten Gastfamilie war diese hier viel
offener von Anfang an. Die Kinder liebten es uns zu zeigen, was sie in ihrer
Freizeit taten und uns tatkräftig mit in ihre Spiele einzubinden
(Lieblingsbeschäftigung: Trampolin springen, wogegen ich nichts wirklich
einzuwenden hatte :D).
Die Arbeitszeit konnten wir uns selbst einteilen. Am
Vormittag war meistens niemand anzutreffen. Deshalb forderte es Eigeninitiative
zu arbeiten. Die Kiwis vertrauen ganz einfach jedem, sodass es ihnen auch nicht
schwer fiel uns mit dem Haus allein zu lassen obwohl sie uns kaum kannten. Die
Arbeit bestand hauptsächlich daraus den Keller auszumisten und provisorische
Regale zu bauen, nichts spannendes. Bei solch einem Ausblick war das jedoch gar kein Problem.
Wie ich bereits sagte, ist Raglan einer der besten Spots in
Neuseeland surfen zu gehen. Deshalb taten wir auch genau das, zwei Mal! Und in
diesem Fall hätten wir es mit unserer Gastfamilie nicht besser treffen können.
Unser Gastvater, leidenschaftlicher Surfer, schenkte uns jeder einen seiner
gebrauchten Surfanzüge. Also brauchten wir nur noch ein Board zum Surfen. Das
liehen wir uns direkt am Strand aus. Ich denke ich werde diesen Anblick des
Strands und dessen Umgebung als wir ihn das erste Mal sehen nie wieder
vergessen: scheinbar perfekt fallende Wellen im immer gleichen Abstand
zueinander, riesige bewaldete Berge um den Ozean herum und der einzigartige
schwarze, eisenhaltige Sand.
Nun blieb natürlich die Frage: Wie kommen wir zum
Strand? Vom Haus unserer Familie aus ist es vielleicht zwei Stunden zu laufen,
nicht wirklich wenig! Als wir die Familie um Rat baten bekamen wir einstimmig
eine Antwort: Hitchhiking, zu Deutsch: Trempen. Mit deutscher Mentalität steht
man dem natürlich sehr skeptisch gegenüber. Schließlich ließen wir uns
überzeugen, dass es doch klappen könnte, besonders wenn zwei junge Männer das
machen wollten. Und… es funktionierte! Und das superschnell! Beim ersten Mal hielt
bereits das zweite Auto an um uns mitzunehmen. Ab da an machten wir das immer.
Dabei trafen wir Kanadier und vor allem Neuseeländer, die meist in der Nähe von
Raglan lebten und ebenfalls für einen kurzen Trip zum Strand um surfen oder
schwimmen zu gehen unterwegs waren. Beispielsweise trafen wir einen Arzt, der
an dem Tag Nachtschicht hatte und somit frühs schnell surfen gehen wollte um
danach zu schlafen und dann zur Arbeit zu gehen. Die Leute hier sind offen, was
andere Kulturen betrifft. Man fragt einfach drauf los und bekommt seine
Antworten fast immer mit einem Lächeln.
Der neuseeländische Slang, den wir nun auch so langsam in uns
aufsaugen beinhaltet einige Wendungen, die den Lebensstil der Kiwis umso mehr
widerspiegeln, wie „No worries“ (Mach dir keine Sorgen) oder „How is it goin‘?“
(Wie geht’s) oder „Sweet as“ (Cool) usw.
Kulinarisch gesehen wurden wir auch hier verwöhnt, wie
beispielsweise mit „Meatloaf“ (Hackbraten) oder aber auch dem typischsten Fast
Food hier: Fish’n’Chips. Und man stelle sich vor, dass man das bei solch einem
Ausblick genießt!
Genau das hatten wir getan – herrlich.
Sonntags ging es dann in die Kirche mit fast der ganzen
Familie. Da Raglan ein sehr kleiner Ort Neuseelands ist waren auch sehr wenige
Leute anwesend gewesen, dafür waren aber diese umso netter gewesen! Sofort kam
man ins Gespräch über Gott und die Welt! Im Gottesdienst selbst gab es keine
Psalmodien o.ä., dafür aber bekannte und vor allem moderne christliche Lieder
zu singen, während eine Frau mitsamt Gitarre und Mikro die Gemeinde begleitete,
keine Orgel weit und breit. Die Kirche war sehr modern gestaltet, was mir auf
Anhieb gefiel und dem ganzen eine warme Atmosphäre verlieh.
Ich denke, dass diese Art des Reisens besser ist als von
Hostel zu Hostel zu reisen weil man Einblicke in die Kultur bekommt, die man
sonst nicht hätte. Ein gutes Beispiel dafür ist das sogenannte „Edmond’s
Cookery Book“, einem Rezeptbuch, was praktisch jeder neuseeländische Haushalt
besitzt weil es viele leckere, einfache und typische Rezepte für Neuseeland
enthält. Wir haben bereits öfters Dinge daraus gekocht. Deshalb werden wir uns
das auch zulegen, sozusagen als kleine Erinnerung an das leckere Essen der
Familien.
Heute reisen wir weiter in Richtung Paihia, ein
siebenstündiger Trip mit dem Bus dahin. Danach geht’s dann zurück nach Hamilton
um dann von dort aus zu verschiedenen Orten zu trempen, dadurch Geld zu sparen
und viele unterschiedliche Leute zu treffen.
Bis demnächst,
der Weltenbummler
PS.: Hier noch der Ausblick aus unserem Fenster nachmittags mit den wundervollen Fensterkritzeleien von Ella :)
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